Was kannst du tun, wenn ihr in eurer längeren Partnerschaft weniger oder keine Lust auf Sex habt – du aber dennoch mehr oder auch mal wieder anderen Sex willst? Manche meiner Klient*innen kommen in einer solchen Situation auf die Idee, es mal mit einer offenen Beziehung oder Polyamorie zu versuchen.

Und da das nicht immer nur mit viel mehr Liebe und Leichtigkeit verbunden ist, gebe ich dir in diesem Vlog 6 Hinweise, die du kennen solltest, bevor du deine Beziehung öffnest.

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Was ist Polyamorie?

 

Polyamorie heißt „viele lieben“ – eine Person unterhält also romantische Beziehungen zu mehr als einer*m Partner*in. Die Besonderheit: all das geschieht mit vollem Wissen und im Einvernehmen aller Beteiligten – anders, als es normalerweise beim Fremdgehen der Fall ist.

Und: im Gegensatz zur meist religiös erlaubten Polygamie, bei der ein Mann mehrere Frauen heiratet, geht es bei der Polyamorie nicht zwangsläufig um Ehen. Und Menschen aller Geschlechter dürfen mehrere Partner*innen haben.

 

Was ist eine offene Beziehung?

 

Eine offene Beziehung wird oft so genannt, weil die Partner Sex außerhalb der Beziehung, aber keine anderen festen Beziehungen haben dürfen. Die Vereinbarungen variieren hier aber von Paar zu Paar und es gibt keine feste Trennlinie zwischen Polyamorie und offenen Beziehungen.

Allen gemeinsam ist, dass sie Vereinbarungen darüber treffen, was zwischen ihnen und mit anderen Partnern erlaubt ist.

Das klingt für manche erst einmal unmöglich und abstoßend, für Andere aber wie das verheißene Land, nach dem sie sich schon immer gesehnt haben. Aber auch hier ist es wie mit allem Anderen: das Gras ist immer grüner auf der anderen Seite.

Und deswegen gebe ich dir heute 6 Hinweise, die du kennen solltest, wenn du darüber nachdenkst, deine Beziehung zu öffnen.

So viele Gefühle…

Wenn du Polyamorie oder eine offene Beziehung ausprobieren möchtest, schnall dich an für eine Achterbahn der Gefühle: Freude, Verliebtheit, Schweben auf Wolken, Angst, Eifersucht, Ärger, Unsicherheit, …. – alles ist dabei.

Und zwar nicht nur bei dir und deinem*r jetzigen Partner*in, sondern auch bei allen, die in Euer Beziehungsgeflecht eingebunden werden. Jede*r von Euch möchte glücklich sein – doch leider werden die Gefühle der neuen Partner*innen am Anfang oft ausgeblendet.

Ein weiterer Ansatz, der sich oft im Nachhinein als unmöglich herausstellt ist folgender: Sex außerhalb der Beziehung ist erlaubt, Gefühle aber nicht. Das stellt sich in der Praxis oft schnell als unpraktikabel und fade heraus. Macht Euch also darauf gefasst, dass ihr das Eine langfristig nicht ohne das Andere haben könnt.

New Relationship Energy (NRE): Chancen und Gefahren

Erinnerst du dich noch an das wundervolle Gefühl, als du frisch verliebt in deine*n Partner*in warst – und am liebsten jede Minute mit ihm*ihr verbracht hättest? Das Schöne ist: das kannst du in der Polyamorie wieder erleben.

Doch ganz so leicht und sorglos ist die NRE nicht immer. Denn:

  • Du musst auch damit umgehen können, wenn dein*e Partner*in frisch verliebt ist
  • Wenn du selbst frisch verliebt bist, besteht die Gefahr, dass du deine anderen Beziehungen vernachlässigst.
  • Manche werden regelrecht süchtig nach diesem Gefühl – und sind wieder weg, sobald es abklingt.

Eifersucht neu erleben

Du hast es wahrscheinlich schon vermutet: Gelegenheiten für Eifersucht gibt es in einer offenen oder polyamoren Beziehung immer wieder. Da gibt es Momente, in denen du weißt, dass dein Partner*in gerade Sex mit Anderen hat, frisch verliebt ist, auswärts schläft oder gar mit Anderen im Urlaub ist. Das kann vieles in dir auslösen – z.B. auch Mitfreude für deinen Partner – aber eben auch Eifersucht. Und auch „Eifersucht“ ist eigentlich ein Sammelbegriff für verschiedenste Gefühle: vielleicht macht dir das Angst, vielleicht bist du neidisch, wütend, einsam, etc.

Entgegen einer weitverbreiteten Annahme sind durchaus auch viele polyamor lebende Menschen eifersüchtig. Sie nutzen die Eifersucht aber als Gelegenheit, nach innen zu schauen, was ihnen eigentlich gerade fehlt – statt erst einmal dem*der Partner*in eine Szene zu machen. Und dann schauen sie, wie sie diese Bedürfnisse allein, mit ihrem*r Partner*in oder Freunden erfüllen können.

So sieht zumindest das Idealbild aus – in der Praxis sind natürlich alle nur Menschen und das klappt mal besser und mal schlechter.

Zeitmanagement 3.0

Polyamorie und offene Beziehungen erfordern neben viel Kommunikation und Innenschau vor allem eines: ein hervorragendes Zeitmanagement. Denn Job, Freunde, Hobbies, Zeit für dich und mehrere Beziehungen unter einen Hut zu bekommen, ist nicht leicht.

Und da ihr ja gemeinsame Zeitfenster für Eure Dates finden müsst – und alle mit der o.g. Herausforderung klarkommen müssen, kannst du dir sicher vorstellen, dass auch ein guter Teil eurer Zeit für Koordination und Organisation drauf geht.

Wirkliche Tiefe in einer Beziehung ist schwieriger

Wenn du dich nach einer Beziehung sehnst, in der du wirklich tief gehen kannst mit deinem*r Partner*in, ist das prinzipiell in jeder Beziehungsform (Monogamie, offene Beziehung, Polyamorie) möglich.

Es gibt aber einige Faktoren, die das in einer polyamoren oder offenen Beziehung erschweren:

  • Viele Menschen wählen die Polyamorie, weil sie Angst vor Bindung, oder vor dem Verlassenwerden haben
  • Einige Polyamore neigen dazu, die Ursachen für Probleme nicht bei sich sehen, sondern auf den Partner abschieben zu wollen – schlaue poly-küchentischpsychologische Ratschläge ersetzen dann gern mal Empathie
  • Die Tendenz, sich in eine Beziehung B zu flüchten, wenn es in Beziehung A gerade nicht so rund läuft – statt die Probleme in Beziehung A aktiv anzugehen und Wachstum in dieser Beziehung zu ermöglichen
  • Die Gefahr, süchtig nach New Relationship Energy zu werden – und von einer kurzen Verliebtheit in die nächste zu springen
  • Die Gefahr, manchen Partnern nur mit einem „shiny, happy face“ zu begegnen – statt sich als ganzer Mensch zu zeigen

Erschwerte Rückkehr zur Monogamie

Manche Paare wollen offene Beziehungen und Polyamorie mal „ausprobieren“. Was erst einmal nach einer guten Idee klingt, kann schnell ungemütlich werden, wenn nach einigen Wochen, Monaten oder Jahren ein Partner wieder zur monogamen Beziehung zurückkehren will – der*die Andere sich das aber gerade überhaupt nicht vorstellen kann.

Ist Polyamorie/ eine offene Beziehung etwas für dich?

Keine Frage: wenn du dich persönlich weiter entwickeln möchtest, kann eine offene Beziehung oder Polyamorie dafür wie eine Schnellstraße wirken. Zudem habt ihr endlich wieder die Möglichkeit, auch außerhalb Eurer bestehenden Beziehung sexuelle Erfahrungen zu sammeln.

Was aber bis hierhin sicher auch klar geworden ist: darin steckt oft richtig viel Arbeit – mit deinen Gefühlen, an dir selbst, in den Beziehungen und Organisationsaufwand. Und auch die Menschen in deiner Umgebung werden oft nicht verstehen, wie man so leben kann.

Wenn ihr darüber nachdenkt, Eure Beziehung zu öffnen, denkt am besten ganz außerhalb bestehender Konzepte mal darüber nach, was IHR wirklich braucht. Und dann findet Wege und Abmachungen, mit denen ihr genau das bekommt – innerhalb oder außerhalb Eurer bestehenden Beziehung.

Wenn ihr Euch dabei Unterstützung wünscht, können wir gern in einem Coaching darüber sprechen. Meldet Euch dafür einfach per Mail: susann@susannsurber.de/.

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